Veränderungsprozesse in Unternehmen: die Kübler-Ross-Kurve

Die Kübler-Ross-Kurve wird oft genutzt, um die Phasen zu beschreiben, die Mitarbeiter in Unternehmen während Veränderungsprozessen durchlaufen. Ursprünglich diente diese Kurve jedoch nicht zur Beschreibung organisatorischer Veränderungen, sondern als Modell für Trauerphasen. Heute werden die sieben Phasen – Schock, Ablehnung, Verstehen, Akzeptanz, Lernen, Zustimmung, Integration – regelmäßig verwendet, um die Dynamik von Veränderungsprozessen in Unternehmen zu veranschaulichen. Das Modell betont, dass Veränderungsprozesse in Unternehmen immer alle Phasen durchlaufen. Zwar können Dauer und Intensität variieren, doch jede Phase ist unvermeidlich.

Kübler-Ross-Kurve

Wir möchten die Phasen einer Veränderung verdeutlichen und ihre Auswirkungen erklären:

Stellen Sie sich vor, Sie fahren jeden Tag dieselbe Strecke zur Arbeit. Sie kennen die Route gut und wissen genau, wie lange die Fahrt dauert. Eines Morgens, an einem Montag, taucht plötzlich eine Baustelle auf Ihrer Strecke auf. Aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens muss die Straße auf beiden Seiten um eine Spur erweitert werden. Doch zunächst stört die Baustelle den Verkehr erheblich und bringt Ihren gesamten Zeitplan durcheinander. Sie sind geschockt. Ihre Tagesplanung gerät ins Wanken, und das Schlimmste ist: Ihr gewohnter Tagesablauf ist auf unbestimmte Zeit gestört, weil Sie nicht mehr abschätzen können, wie lange Sie morgens zur Arbeit brauchen werden.

Nach dem Schock folgt die Verärgerung. Die Baustelle erscheint Ihnen absolut sinnlos. Es wird Monate dauern, bis die Straße erweitert ist. Bis dahin ist ständiges Verkehrschaos unausweichlich. Sie denken an viele andere Projekte, die dringendere Aufmerksamkeit benötigen. Es gibt zahlreiche Gründe, warum diese Baustelle unnötig scheint. In jedem Veränderungsprozess finden Beteiligte Argumente gegen die Veränderung. Es ist Aufgabe der Prozesssteuerung, diese Argumente zu erkennen, zu diskutieren und zu berücksichtigen.

Veränderung erfordert neue Kommunikation

Zurück zum Beispiel: Nach einiger Zeit passen Sie Ihren Tagesablauf an. Sie fahren etwas früher los, und das anfängliche Chaos an der Baustelle hat sich verringert, da alle die veränderte Verkehrsführung nun kennen. Neue Schilder leiten durch die Baustelle. Links und rechts sieht man erste Anzeichen der Straßenerweiterung, und allmählich akzeptieren Sie, dass die Baustelle nicht verschwindet. Der zusätzliche Aufwand macht Sie immer noch unglücklich, aber Sie arrangieren sich mit der Situation.

Trotzdem gibt es immer wieder Momente der Frustration. An manchen Tagen dauert die Fahrt trotz Ihrer früheren Abfahrt doppelt so lange wie zuvor – und Sie können nichts dagegen tun. In solchen Momenten fällt es schwer, daran zu glauben, dass am Ende dieses Chaos eine Verbesserung steht. Sie sind emotional aufgewühlt und suchen nach Bestätigung für Ihren Ärger.

Nach und nach gewöhnen Sie sich jedoch an die neue Situation. Sie haben einen neuen Zeitplan gefunden und kommen besser durch die Baustelle. Mit dem Fortschritt der Bauarbeiten wächst Ihre Zuversicht, dass es besser werden könnte. Sie lernen, mit der veränderten Verkehrsführung umzugehen. Auch die anderen Verkehrsteilnehmer arrangieren sich, und der Verkehr fließt etwas besser, wenn auch noch nicht reibungslos.

Veränderungsprozesse in Unternehmen sind komplexer

Schließlich ist es soweit: Die Baustelle ist weg, und der Verkehr fließt nun über zwei Spuren, wo vorher nur eine war. Ein neuer Kreisverkehr ersetzt die Ampel, und eine Linksabbiegerspur ist hinzugekommen. Mit der neuen Verkehrsführung kommen Sie schnell zurecht, und Sie erreichen Ihre Arbeit jetzt tatsächlich fünf Minuten schneller als zuvor. Kein Zweifel: Der Umbau hat sich gelohnt, und die Zeitersparnis haben Sie sofort in Ihre Routine integriert.

Dieses einfache Beispiel zeigt die Phasen einer Veränderung auf. Übertragen auf Veränderungsprozesse in Unternehmen, werden diese jedoch erheblich komplexer. Mehr Menschen sind betroffen, und die Veränderung selbst ist vielschichtiger. Was bei einer Baustelle mit ein paar Schildern geregelt werden kann, erfordert in Unternehmen eine durchdachte Kommunikationsstrategie, die die Phasen der Veränderung berücksichtigt und die Menschen informiert und einbezieht. So wie in der Baustelle spezielle Schilder zum Einsatz kommen, benötigen Sie in Veränderungsprozessen Kommunikationsmittel, die auf die neue Situation zugeschnitten sind.

Kommunikation über die etablierten Kanäle reicht bei Veränderungsprozessen nicht aus. Das bedeutet nicht, dass diese Kanäle nicht genutzt werden sollten. Sie sind nützlich, um Informationen zu verbreiten und zugänglich zu machen. Aber sie genügen nicht, um die besondere Bedeutung von Veränderungsprozessen zu betonen. Wer eine Veränderung will, muss bei sich selbst beginnen, um Aufmerksamkeit zu erlangen.

Rationale und emotionale Akzeptanz

Veränderungsprozesse in Unternehmen erfordern nicht nur rationale Entscheidungen, sondern auch eine emotionale Akzeptanz seitens der Mitarbeiter. Beide Aspekte sind eng miteinander verknüpft und beeinflussen den Erfolg der Veränderung maßgeblich. Die rationale Akzeptanz entsteht durch das Verstehen der Notwendigkeit und der Ziele des Change-Prozesses. Sie basiert auf klaren Informationen und Fakten, die den Mitarbeitern vermitteln, warum die Veränderung notwendig ist und welche positiven Auswirkungen sie langfristig haben wird. Oft wird durch rationale Überzeugungsarbeit, wie beispielsweise durch Daten, Analysen und logische Argumente, ein Bewusstsein geschaffen, dass der Wandel unvermeidlich und sinnvoll ist.

Allerdings reicht diese rationale Akzeptanz allein nicht aus, um einen Veränderungsprozess erfolgreich zu gestalten. Der emotionale Aspekt ist ebenso entscheidend. Emotionen spielen eine zentrale Rolle, da sie die Einstellung und das Verhalten der Mitarbeiter stark beeinflussen. Selbst wenn die rationalen Argumente verstanden und akzeptiert werden, können Angst, Unsicherheit oder Widerstand bestehen bleiben, die den Prozess behindern. Menschen neigen dazu, Gewohnheiten und vertraute Routinen beizubehalten, weil sie Sicherheit und Stabilität bieten. Veränderungen hingegen werden oft als Bedrohung wahrgenommen, die Unsicherheit und Verlustgefühle auslösen können.

Emotion und Motivation

Um die emotionale Akzeptanz zu fördern, ist eine empathische und unterstützende Kommunikation erforderlich. Führungskräfte müssen die Sorgen und Ängste der Mitarbeiter ernst nehmen und sie aktiv in den Prozess einbinden. Indem sie den emotionalen Aspekten der Veränderung Raum geben, können sie Vertrauen aufbauen und den Übergang erleichtern. Es ist wichtig, dass die Mitarbeiter das Gefühl haben, gehört und verstanden zu werden. Dies kann durch regelmäßige Feedback-Runden, Workshops oder persönliche Gespräche erreicht werden, in denen die emotionalen Reaktionen auf die Veränderung thematisiert werden.

Darüber hinaus spielt die emotionale Akzeptanz eine entscheidende Rolle für die Motivation der Mitarbeiter. Wenn Mitarbeiter nicht nur rational, sondern auch emotional von der Notwendigkeit und den Vorteilen der Veränderung überzeugt sind, steigt ihre Bereitschaft, sich aktiv am Prozess zu beteiligen und die notwendigen Schritte mitzugehen. Diese emotionale Zustimmung führt zu einem stärkeren Engagement und einer höheren Identifikation mit den Zielen der Veränderung. Letztlich kann die Kombination aus rationaler Überzeugung und emotionaler Unterstützung dazu beitragen, dass Veränderungsprozesse nicht nur umgesetzt, sondern auch nachhaltig verankert werden. Die erfolgreiche Integration von beidem – rationaler Einsicht und emotionaler Akzeptanz – schafft die Grundlage für einen harmonischen und effektiven Change-Prozess, der das gesamte Unternehmen voranbringt.

Haben Sie Veränderungsprozesse zu gestalten, dann sprechen Sie uns gerne an: Kontakt.

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